Schlagwort: Angebot

Vom Katzenschreck bis Jugend forscht – Die Arbeitsgemeinschaft Elektronik in den solaris Jugend- und Umweltwerkstätten

In der Arbeitsgemeinschaft Elektronik-Informatik wird seit knapp 50 Jahren Kindern und Jugendlichen der Umgang mit Lötkolben und Schaltungen beigebracht. Mittlerweile gehört die Wissensvermittlung zu 3D-Druck und Programmierung für Thoralf Härtel ebenso zum AG-Alltag. Wie er vom Kind zum Leiter der AG wurde und welche Projekte die Mitglieder wöchentlich umsetzen, erzählt er uns im Interview.

Thoralf Härtel, Leiter der AG Elektronik

Thoralf Härtel ist der Leiter der AG Elektronik und Informatik

1976 – So lang gibt es die Arbeitsgemeinschaft Elektronik-Informatik in Chemnitz bereits. Geleitet wird die AG von Thoralf Härtel. Er ist fast so lang dabei, wie die AG besteht und festes Mitglied seit er die 5. Klasse besucht hat.

Los ging es mit einer Handvoll Kindern. Und einer Handvoll Bauteile. Da diese knapp waren, musste mit ihnen sparsam gehaushaltet werden. “Das heißt, die Schaltungen, die aufgebaut worden sind, um zu gucken, wie es funktioniert und was am Ende damit funktioniert, sind am Ende immer wieder auseinandergebaut worden”, erinnert sich Thoralf Härtel.

Starke Unterstützung erfährt die AG seit langer Zeit durch die solaris Unternehmensgruppe in Form des solaris Förderzentrums für Jugend und Umwelt gGmbH Sachsen (solaris FZU). Räumlich als auch finanziell. “Ich bin bei Solaris für die IT zuständig. Aber unsere AG arbeitet relativ losgelöst und eigenständig. Wir haben hier unser Zuhause bei Solaris mit einem eigenen Raum, den nur wir nutzen dürfen. Gleichzeitig kooperieren wir mit Solaris, machen kleine Aufträge und im Gegenzug bekommen wir dafür Fördergeld! Eine ganz tolle Sache” berichtet Thoralf Härtel.

Inhaltlich reicht die Arbeit von der Einführung in Grundlagen der Elektronik, die Entwicklung eigener Schaltungen bis hin zur Programmierung von Microcontrollern und der Erstellung von 3D-Grafiken und Animationen. Jeden Mittwoch treffen sich die Kinder für 3 Stunden, um an ihren Projekten zu arbeiten. Daneben gibt es ein jährliches Spezialistenlager über mehrere Tage sowie Betriebsbesichtigungen und gemeinsame Messebesuche. Der Einstieg in die AG ist dabei immer gleich:

“Los geht es mit Lötübungen”, erzählt Thoralf Härtel. “Das heißt, wie ich einen Draht verzinne, wie man einen Lötknoten, also die Verbindung von 3 Bauteilen miteinander, macht und solche Dinge.” Dabei lernen die Kinder nicht nur den praktischen Umgang mit dem Lötkolben, sondern auch Geduld. “Da wird natürlich ein bisschen Ausdauer gebraucht, weil das dann erstmal geübt wird, bis es funktioniert. Und schön aussieht”, sagt er. Warum schön? “Weil dann die Chance größer ist, dass die Schaltung funktioniert”, erklärt er.

AG Teilnehmer lötet auf einer Lötmatte

Teilnehmende der AG erlernen im ersten Schritt die Grundlagen des Lötens

Außerdem werden immer wieder Schaltungen gebaut, um das Gelernte anwenden zu können. Das sind meist einfache Dinge wie eine Blinkschaltung oder ein Feuchtigkeitsmelder für Blumentöpfe. Der signalisiert über einen Sensor, dass die Pflanze gegossen werden muss. “Damit die Kinder sehen, das was ich hier lerne, kann ich auch anwenden und am Ende funktioniert es sogar.” Zum Abschluss gibt es einen kleinen Test. “Wenn sie es geschafft haben, dann werden sie in die AG aufgenommen, bekommen einen AG-Ausweis und ein kleines Geschenk”, erzählt Thoralf Härtel. “Und ab dem Zeitpunkt können die Kinder wirklich selber bauen, was sie wollen.”

Zur Aufgabe hat man es sich gemacht, Schüler:innen von der 5. Klasse an, in den Bereichen   Elektronik, Computertechnik und Informatik zu fördern. Geändert hat sich daran seit 1976 nichts. Nur die Projekte sind mit der Zeit gegangen.

“Wir hatten damals schon Kontakte zu Unternehmen wie dem Buchungsmaschinenwerk. Die haben uns in Sachen Material ein bisschen unter die Arme gegriffen. Denn zu DDR-Zeiten war es nicht so einfach an Schaltkreise oder LEDs zu kommen. Die waren da einfach Mangelware”, erinnert er sich.

Heute steht oft ein konkreter Anwendungsfall aus dem eigenen Umfeld am Anfang der Planung. Ein digitales Metronom fürs Klavierspielen, eine selbstgebaute Temperaturmessanlage für den Gartenteich oder ein PC-Lüfter, der die Farbe entsprechend der Drehzahl ändern soll. Oder unerwünschte Katzen. “Ein Kleinerer von uns wollte einen Katzenschreck bauen. Zuhause hat die Familie immer Probleme mit der Nachbarskatze, die auf der Terrasse ihr Geschäft macht. Er brauchte etwas, womit sie davon abgehalten wird. Das haben wir gebaut. Über eine Bewegung im elektrischen Feld wurde erkannt, dass die Katze da ist und dann wurde ein Bausatz angesteuert, der ein Hundegebell abgespielt hat. Hat am Ende funktioniert”, berichtet Thoralf Härtel.

Ein Projekt der AG Elektronik zur Teilnahme an Jugend forscht 2008

Manchmal gehen die Projekte sogar ihren Weg bis zu Wettbewerben wie Jugend forscht. Denn je mehr Wissen angehäuft wird, desto komplexer und pfiffiger werden die Entwicklungen. “Wir hatten wir mal Mitglied gehabt, die zu Hause Probleme mit Schimmel in einem Zimmer hatten und dort nach einer Lösung fürs Lüften gesucht hatten. Bedingung war, dass nur dann gelüftet werden sollte, wenn das richtige Verhältnis von Luftfeuchtigkeit und Temperatur drinnen als auch draußen vorliegt”, beschreibt Thoralf Härtel die Ausgangslage. Entstanden ist ein Microcontroller, der alle Werte gemessen und über eine komplexe Formel entschieden hat, Fenster auf oder zu. Am Ende wurde es mit einer Fensterkippsteuerung gekoppelt und war erfolgreich bei Jugend forscht. “Es war eine fertige Lösung, die kostengünstig war und so aussieht, als könnte man das im Laden kaufen”, erinnert er sich.

Egal was die Kinder vorhaben zu bauen, in der Arbeitsgemeinschaft Elektronik-Informatik können sie sich herantasten, um die Dinge zu verstehen. “Und wir haben die Materialien dazu.”

Mentor-Spot Chemnitz – ein Ort voller Technik, Kreativität und Vielfalt

Alex und Vadim von Mentor-Spot erklären, welche Projekte es bei ihnen alles gibt.

Die Projektmitarbeitenden betreten den Mentor-SpotLäuft man die Fußgängerzone des Brühls entlang, spürt man die Belebung des ehemals fast ausgestorbenen Straßenzugs nahe des Chemnitzer Zentrums. In vielen Schaufenstern ehemaliger Ladengeschäfte scheinen neue Ideen zu wachsen. Unmittelbar gegenüber der Rosa-Luxemburg-Grundschule wird man von kleinen 3D-gedruckten Robotern begrüßt. Wir gehen hinein und treffen auf 20 Kinder und Jugendliche. Sie arbeiten zusammen mit Vadim und Alex, ihren Mentoren, an verschiedenen Aufgabenstellungen. Es herrscht eine wunderbar offene Atomsphäre. Die Kinder sprechen unterschiedliche Sprachen – Ukrainisch, Russisch, Englisch oder Deutsch – das ist völlig egal.

Wir gehen einen Raum weiter. Dort stehen Serverschränke, 3D-Drucker, Laptops – die Produktionshalle des Mentor-Spots. Hier entstehen Prototypen, die von den Kids entwickelt werden – wir kommen ins Gespräch mit Alex. Er beschreibt uns was der Mentor-Spot ist:

Die Projektmitglieder kommen mit Alex von Mentor-Spot ins Gespräch„Der Verein Integrations- und Kulturzentrum Kolorit e.V. betreibt die Initiative Mentor-Spot. Im Rahmen dieser findet eine Community-Arbeitsgemeinschaft regelmäßig wöchentlich an Samstagen statt, die Raum für kreative Ausdrucksmöglichkeiten im digitalen Zeitalter den Kindern und Jugendlichen ermöglicht. Ein großer Themenbestandteil der Community Mentor-Spot ist die Medienkunst, Kreative Gestaltung mit digitalen Medien, politische Medienbildung, Integration und Teilhabe, kollaboratives Lernen und Teamarbeit, Präsentation und Ausstellung.

Das Angebot richtet sich an Kinder und Jugendliche im Altersspektrum von etwa 6 bis 18 Jahren. Teilnehmende lernen die Grundlagen der digitalen Kunst und Medienwerkzeuge kennen, einschließlich der Arbeit mit Hardware wie Notebooks, Tablets, 3D-Druckern, Virtual Reality-Brillen und Robotertechnik-Bausätzen. Sie werden für wichtige Aspekte der Medienlandschaft wie Hate Speech, Fake News und Dark Social sensibilisiert und lernen, eigene künstlerische Projekte zu realisieren. Des Weiteren entwickeln sie soziale Kompetenzen und Teamarbeit durch Gruppenprojekte und stärken ihre Präsentations- und Kommunikationsfähigkeiten.

Inklusion und Integration sind wichtige Bestandteile der Community. Die Community besteht aus mehrsprachigen Mitgliedern. Um eine barrierefreie Kommunikation zu gewährleisten, sind stets mehrsprachige Mentoren vor Ort, und es wird besonders viel Wert auf die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund und aus sozial benachteiligten Familien gelegt.“

Verschiedene Sprachen auf einem LaptopDie beiden Mentoren sind Studenten, investieren einen Großteil ihrer Freizeit und eine Menge eigenes Geld in ihr Herzensprojekt – der Mentor-Spot soll wachsen und sich irgendwann aus Mitgliedsbeiträgen und durch kleine Aufträge tragen. Der Weg dahin ist weit, aber die beiden sind entschlossen diesen Weg zu gehen.

Die MINTsportREGION findet die Initiative phantastisch und hat sich deswegen bereit erklärt, 2 Laptops aus Projektmitteln zu finanzieren. Wir sind davon überzeugt, dass hier MINT Förderung betrieben wird, die bei den Jugendlichen ankommt. Davon durften wir uns selbst bei der Übergabe der Förderung überzeugen. Ein Vorzeigeprojekt!