Kategorie: Angebotsvorstellung

Gegenseitige Inspiration auf Kanban-Boards und Discord-Servern – der Mentor-Spot in Chemnitz

Im Mentor-Spot lernen Kinder und Jugendliche den Prozess von einer Idee über ein 3D-Modell bis hin zum 3D-Druck kennen.

Vor gut 20 Jahren kam Alexander Cernyh nach Deutschland, studierte in Mittweida und zeigt nun Jugendlichen im Mentor-Spot (externer Link), was sie alles mit IT anstellen können. In einem Raum auf dem Brühl treffen sie sich, brainstormen gemeinsam und setzen ihre Ideen um. In einem Raum, der offen sein soll für alle.

Alexander Cernyh hat auf dem Brühl in Chemnitz einen Raum geschaffen, indem sich Kinder im Bereich Robotik, Elektronik, VR und 3D-Druck ausprobieren können.

Alexander Cernyh betreibt seit über einem Jahr den Mentor-Spot auf dem Brühl in Chemnitz

Als Alexander Cernyh im Jahr 2005 nach Deutschland kam, dauerte es noch eine ganze Weile, bis er seinen ersten eigenen PC hatte. “Oh Gott, ein ganz alter Windows-Computer. Da war ich ungefähr mit 13”, erinnert er sich. In einem Alter, in dem die meisten Jugendlichen zocken oder im Netz surfen, nutzte er seinen PC von Anfang an auch für andere Dinge. “Sehr viel Zeit habe ich damit verbracht, den Quellcode von verschiedenen Spielen zu betrachten und zu manipulieren. Ich wollte sehen, was passiert, wenn ich bestimmte Werte verändere”, erinnert er sich.

Seit seiner Kindheit ist er fasziniert von Computertechnik. Noch in Russland prägte ihn dabei ein Erlebnis in der Schule. “Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass es da einen Raum gab, der häufig verschlossen war. So richtig mit großen Schlössern an der Tür. Das war der Computerraum. Immer wenn ich vorbei gelaufen bin, habe ich versucht reinzugucken, was sich hinter der verschlossenen Tür verbirgt. Immer, wenn Gruppen reingegangen sind, konnte man die Computer sehen”, erzählt er. Diese Faszination hat er behalten.

Abitur und Studium in Mittweida haben ihn vorbereitet auf seinen Mentor-Spot – und ein Verein in Mittweida, in dem er einen Großteil seiner Jugend verbringen durfte. “Das war ein evangelischer Verein, in dem ich viel Fußball und Brettspiele gespielt habe.“ Besonders geprägt hat mich mein Betreuer. Er hat mir gezeigt, was eine Community wert ist und was es bedeutet, Teil in einer Gemeinschaft zu sein, die ähnliche Ideen hat und ähnliches verfolgt. Das ist genau das, was mir damals gefehlt hat”, erinnert er sich.

Seine Motivation zieht er aus seiner Leidenschaft, die er mit dem Mentor-Spot einen Raum gegeben hat. “Ein Raum, in dem man Sachen ausprobieren kann, die man sich früher nicht vorstellen konnte. Hier kann man seinen eigenen Horizont dadurch erweitern, dass man einfach verschiedene Elemente zur Verfügung gestellt bekommt und mit denen dann experimentieren kann”, schwärmt er. “Meine Frau sagt immer, dass ich mir hiermit einen Kindheitstraum erfüllt habe”, sagt er. Was sein Kindheitstraum war? Ein eigener Computer. Und ein Computerraum ohne Schlösser!

Über ein Jahr ist Alexander Cernyh mit seinem Mentor-Spot schon auf dem Brühl. “Vieles, was man hier sieht, ist durch Kooperationen entstanden und hierher gekommen. Partner, Vereine und die MINT-Community haben mich dabei unterstützt, die nötige Technik zu beschaffen. Einiges wurde mir dann auch zur Verfügung gestellt”, erzählt er.

Im Mentor-Spot lernen Kinder und Jugendliche den Prozess von einer Idee über ein 3D-Modell, dem 3D-Druck bis hin zur elektronischen Ausstattung kennen.

Im Mentor-Spot können sich die Kinder und Jugendlichen am 3D-Drucker und im Elektronikbereich ausprobieren.

Zuvor war er in Projekten engagiert und konnte sich so bereits ein Netzwerk aufbauen. In dieser Zeit hat er Konzepte erstellt: Wie können sich Jugendliche ausprobieren? Was benötigen sie dafür? “Mir war auch immer wichtig, dass sie lernen, wie Prozesse generell funktionieren. Also vom Modell auf dem Computer bis hin zum 3D Drucker und zusätzlich das Ganze mit Elektronik ausstatten” beschreibt Alexander Cernyh die Grundidee.

Neben dem Angebot für Kinder und Jugendliche liegt ihm besonders eins am Herzen: Nachhaltigkeit. “In ein paar Jahren werden viele Jugendliche in der Lage sein, sich Sachen selber zu modellieren und auszudrucken. Das finde ich schon sehr umweltfreundlich, vor allem wenn man dazu auch noch nachhaltige oder zumindest klimaneutrale Verbrauchsmaterialien verwendet”, sagt er.

Woher die Ideen kommen? Aus der Community! “Aktuell sind es ungefähr 30 Aktive vor Ort und insgesamt 130 auf unserem Discord Server. Die sind mittlerweile in ganz Europa verstreut”, erzählt er. “Auf Discord und hier vor Ort wird dann darüber diskutiert.” Ideen bringen die Kinder und Jugendlichen also selbst mit. Doch dann fängt die Arbeit erst richtig an. “Wir setzen uns dann zusammen und besprechen die mögliche Umsetzung. Ob es Sinn macht, welche Herausforderungen es gibt und was alles dafür benötigt wird. Wenn es meiner Meinung nach zum Beispiel keinen Sinn macht, können sie mich in einer Art Pitch trotzdem noch davon überzeugen. Wie in einem richtigen IT-Unternehemen”, erzählt er und lacht dabei.

Denn der Mentor-Spot funktioniert tatsächlich nach den Prinzipien der Softwareentwicklung. Über ein Trello-Board wird das Projekt erfasst, in Einzelaufgaben unterteilt und der Fortschritt getrackt. “Denn so lassen sich die Arbeiten an allen Projekten verfolgen. So sieht man auch schnell, welche Ideen verknüpft werden können und an welcher Stelle man Schüler:innen zusammenbringen kann, um ein gemeinsames Projekt daraus zu machen”, beschreibt Alexander Cernyh den Gedanken dahinter.

Auch VR-Technik kann im Mentor-Spot ausprobiert werden.

Von Robotertechnik über 3D-Modellierung bis hin zu VR-Technik ist im Mentor-Spot alles dabei.

Im Raum von Alexander Cernyh gibt es verschiedene Angebote. Zunächst gibt es die Ferienprojekte. Durch Kooperationen mit Vereinen sind die für die Kinder und Jugendlichen kostenfrei. Die Inhalte sind immer neu. Meistens besteht auch einen Zusammenarbeit mit Makerspaces. “Ich achte auch darauf, dass wir uns mit neuen Technologien beschäftigen und an komplexeren Sachen arbeiten. In den vergangenen Sommerferien haben wir zum Beispiel eine Minigolfanlage gebaut und dabei die Anwendung der CNC-Fräse kennengelernt”, erinnert er sich. Außerdem gibt es ein regelmäßiges Angebot jeden Samstag. “Einmal pro Woche treffen wir uns hier, das ganze Jahr! Also auch mit Weihnachtsfest und so weiter. Wir bereiten dann schöne Sachen vor, in denen die Jugendlichen an verschiedenen Stationen ihr Können ausprobieren. Da ist alles dabei von Robotertechnik über 3D Modellierung, VR und so weiter. Alles, was wir über das vergangene Jahr hinweg gemacht haben”, beschreibt Alexander Cernyh den Inhalt der regelmäßigen Treffen im Mentor-Spot.

Am Ende geht es Alexander Cernyh mit seinem Angebot hauptsächlich um eins: “Es muss Spaß machen. Das ist ganz wichtig! Denn dann ist man auf dem richtigen Weg, entwickelt neue Idee, lernt aus Fehlern.” Bisher hat Alexander Cernyh auch noch keine Werbung für sein Angebot geschaltet. Der überwiegende Teil kommt über Mundpropaganda zu ihm. Und einfach vorbeikommen, zuschauen und Fragen stellen kann man auch immer. Zum Beispiel samstags von 10:00-14:30 Uhr auf dem Brühl 46. Ohne Schloss am Computerraum und mit freiem Eintritt im Discord-Server.

Vector Point e.V. – Mehr als ein klassischer Makerhub

Zusammenbau eines Nistkastens

Im Ortskern von Taura befindet sich eine Werkstatt, die für alle da sein möchte. Hauptzielgruppe sind Kinder bis zur 10. Klasse. Aber auch wer etwas zuschneiden möchte, ist jederzeit willkommen. Wie Vector Point entstanden ist, was auf dem Plan steht und warum jeder mitmachen darf, erzählt Felix Möbius im Gespräch.

Immer wieder geht sie auf, die Tür zur Werkstatt. Nicht weil Kinder zu spät kommen oder sie ständig rein und raus wollen. Sondern weil übriggebliebene Holzleisten gebracht werden oder jemand kommt, um mitzumachen. Gefühlt ist der ganze Ort eingebunden und beteiligt sich am Geschehen. Am Geschehen des Vector Point e. V.

Gegründet wurde der Verein, weil ein Mangel an den Schulen identifiziert wurde: „Informatiklehrer sind so gut wie gar nicht zu finden und Technik fällt im Lehrplan ganz hinten runter”, erzählt Felix Möbius, Vorstand und AG-Leiter. Grund genug, einen Verein zu gründen, der die technische Ausbildung von Kindern und Jugendlichen und das handwerkliche Verständnis fördern will. „Wir haben den Verein auf einem Schulfest gegründet.” Die Formalitäten waren somit schnell erledigt. Der nächste Schritt gestaltete sich deutlich schwieriger: „Und dann haben wir eigentlich zwei Jahre nach einem Raum gesucht. Denn das größte Problem war, einen Raum zu finden, der für uns geeignet ist. Außerdem wollten wir immer einen, der zentral in der jeweiligen Gemeinde gelegen ist. Das ist hier in Taura definitiv der Fall”, beschreibt Felix Möbius die Anfänge.

Portrait Felix Möbius von Vector Point e.V.

Vorstand und AG-Leiter Felix Möbius von Vector Point e.V.

Felix Möbis ist 42 und seit 14 Jahren im Schulwesen tätig – „als typischer Quereinsteiger”, erzählt er. Er gibt Informatikunterricht und kümmert sich um die IT. Nach seinem Studium in Grafischer Technik und Medienpädagogik wollte er eigentlich gleich ein Lehramtsstudium anschließen. „Denn in der Wirtschaftskrise hat niemand jemanden wie mich eingestellt.” Seine Bewerbung an einer Schule wurde dann auch ganz pragmatisch umgedeutet. Mit den Worten „Wir brauchen eigentlich keinen, der Lehramt studiert. Wir brauchen jemanden, der IT mit der AG macht!” So landete der Quereinsteiger dann doch an der Schule. „Und ein Medienpädagoge im Haus ist nicht verkehrt. Zunächst habe ich Informatikunterricht für die Jüngsten gegeben, dann gab es die Anerkennung für die Sekundarstufe 1 und danach für die Sekundarstufe 2. Jetzt bin ich schon 14 Jahre dabei”, erinnert er sich.

Seit Ende 2021 engagiert er sich nun auch im Verein Vector Point. Und das mit Leidenschaft. Denn die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen überrascht ihn immer wieder: „Das Spannende ist eigentlich, dass man bei allen Kindern gar nicht vorhersehen kann, was für kreative Ideen die haben. Die haben noch nicht die Strukturen wie wir Erwachsenen und denken auch nicht in solchen Strukturen. Und wenn man da irgendein Problem aufruft und mal bespricht, wie könnte man denn das lösen, dann kommen die auf ganz verrückte Ideen. Und von den 20 Ideen, die da vielleicht entstehen, sind immer welche dabei, die man umsetzen kann”, erzählt Felix Möbius, bevor wieder ein Kind vor ihm steht und die nächste Frage an ihn herangetragen wird.

Mit der 4. Klasse kann es losgehen in der Werkstatt, denn da steht bei den Schülerinnen und Schülern auch noch Werken auf dem Lehrplan. Bis zur 10. Klasse wird den Kindern dann technisches Grundverständnis vermittelt. Besonders die Grundschulen zeigen einen großes Interesse am Angebot in Taura. Denn es gibt sogar einen Lehrplan. Nicht um konkrete Projekte schon bis ins Kleinste vorzubestimmen. Vielmehr geht es darum, verschiedene Tätigkeiten und Handwerkszeuge zu erlernen: „Da steht jetzt nicht drin, dass wir einen Nistkasten bauen, sondern dass wir uns damit beschäftigen, wie man zum Beispiel eine technische Zeichnung anfertigt”, erzählt Felix Möbius.

Entstanden ist die Idee des Curriculums aus der Anfangszeit. „Unsere Werkstatt hatten wir von 17 bis 20 Uhr geöffnet und da konnte jeder kommen. Das heißt, wir haben im ersten halben Jahr ganz viele Kleinprojekte gemacht. Von Bastelei bis Elektrotechnik. Jede und jeder hat auch andere Interessen. Manche wollten mal löten, andere wollten sich an der Drechselbank ausprobieren.” Dass es bei diesen vielen kleinen Dingen nicht geblieben ist, hat zudem auch praktische Gründe: „Jetzt fangen wir größere Projekte an, die ein bisschen länger dauern. Die Eltern würden uns auch aufs Dach steigen, wenn wir jede Woche etwas anderes machen und die Kinder jede Woche was Neues mit nach Hause nehmen”, erzählt er schmunzelnd.

Verschiedene Nistkästen werden in der Werkstatt zusammengebaut

Verschiedene Nistkästen werden in der Werkstatt zusammengebaut

Deswegen wurde als erstes großes Projekt ein Nistkasten angegangen. Aber kein Normaler. Einer mit Kamera und WLAN. Um am Ende die Vögel und ihren Nachwuchs beobachten zu können. Damit das Projekt gelingt, wurde ornithologischer Sachverstand hinzugezogen, die richtige Kastengröße und Bauform ermittelt und Kameramodule bestellt. Parallel dazu wird an einer Murmelbahn gearbeitet. So können die Kinder ihren Interessen nachgehen und unterschiedliche Dinge lernen. Denn eine Murmelbahn benötigt keine WLAN-Schnittstelle. Sondern Magneten, Drücker, Beleuchtung und eine elektrische Hebemechanik.

Das Angebot von Vector Point (externer Link) weckt mittlerweile nicht nur Interesse bei Kindern und ihren Eltern. Auch Unternehmen suchen den Kontakt. Denn die Kinder lernen hier viel mehr als den einfachen Umgang mit Werkzeugen. „Zum Beispiel die Murmelbahn. Da stecken viele Vorüberlegungen drin. Von der Murmelgröße über die Auswahl der richtigen Magnete hin zur widerstandsarmen Konstruktion der Laufrinnen. Das sind alles Überlegungen, die man machen muss und die zum technischen Verständnis beitragen, ohne dass das den Kindern eigentlich bewusst wird.” Kompetenzen, die Unternehmen schätzen. Aus diesem Grund gibt es mittlerweile Exkursionen in große Werkstätten und Fabriken, Vorstellungen von Berufsbildern und auf der anderen Seite materielle Unterstützungen durch Unternehmen.

Felix Möbius unterstützt beim Zusammenbau des Nistkastens im Vector Point e.V.

Felix Möbius unterstützt beim Zusammenbau des Nistkastens im Vector Point e.V.

Und wann geht Felix Möbius zufrieden nach Hause? „Wenn alles geklappt hat, was ich mir vorgestellt habe. Das ist auch das Schöne an der Arbeit in einer Werkstatt. Man sieht am Ende des Tages das Ergebnis. Es steht dann tatsächlich etwas auf dem Tisch.”

Dennoch klappt nicht immer alles. Besonders wenn es schnell gehen muss und im Vorfeld weder probiert noch getestet werden konnte. „Weihnachten zum Beispiel. Da haben wir einen Tannenbaum aus Sperrholz gemacht, den man zusammenstecken konnte. So weit so gut. Dann hatten wir aber die Schnapsidee, noch LEDs dran zu machen. Das war ein großes Desaster, weil alle LEDs unterschiedliche Volt-Zahlen hatten. Deswegen haben die einen hell und die anderen gar nicht geleuchtet. Und dann haben wir es nicht mehr geschafft und da war ich total unzufrieden mit dem Ergebnis. Aber es war halt Highlife, wie man so schön sagt”, erzählt Felix Möbius und muss am Ende doch ein bisschen lachen. Solche Erfahrungen bringen einen schließlich auch weiter.

Mitmachen und unterstützen kann übrigens jeder. „Wir haben ja auch Erwachsene, die hier einfach kommen und mithelfen. Manche helfen mit, manche spenden Material, das übrig ist, oder nutzen unsere Werkstatt, um Dinge zu zuschneiden. Da ziehen wir als Verein keine Altersgrenze.” Vector Point ist eben mehr als ein klassischer Makerhub.

Vom Katzenschreck bis Jugend forscht – Die Arbeitsgemeinschaft Elektronik in den solaris Jugend- und Umweltwerkstätten

In der Arbeitsgemeinschaft Elektronik-Informatik wird seit knapp 50 Jahren Kindern und Jugendlichen der Umgang mit Lötkolben und Schaltungen beigebracht. Mittlerweile gehört die Wissensvermittlung zu 3D-Druck und Programmierung für Thoralf Härtel ebenso zum AG-Alltag. Wie er vom Kind zum Leiter der AG wurde und welche Projekte die Mitglieder wöchentlich umsetzen, erzählt er uns im Interview.

Thoralf Härtel, Leiter der AG Elektronik

Thoralf Härtel ist der Leiter der AG Elektronik und Informatik

1976 – So lang gibt es die Arbeitsgemeinschaft Elektronik-Informatik in Chemnitz bereits. Geleitet wird die AG von Thoralf Härtel. Er ist fast so lang dabei, wie die AG besteht und festes Mitglied seit er die 5. Klasse besucht hat.

Los ging es mit einer Handvoll Kindern. Und einer Handvoll Bauteile. Da diese knapp waren, musste mit ihnen sparsam gehaushaltet werden. “Das heißt, die Schaltungen, die aufgebaut worden sind, um zu gucken, wie es funktioniert und was am Ende damit funktioniert, sind am Ende immer wieder auseinandergebaut worden”, erinnert sich Thoralf Härtel.

Starke Unterstützung erfährt die AG seit langer Zeit durch die solaris Unternehmensgruppe in Form des solaris Förderzentrums für Jugend und Umwelt gGmbH Sachsen (solaris FZU). Räumlich als auch finanziell. “Ich bin bei Solaris für die IT zuständig. Aber unsere AG arbeitet relativ losgelöst und eigenständig. Wir haben hier unser Zuhause bei Solaris mit einem eigenen Raum, den nur wir nutzen dürfen. Gleichzeitig kooperieren wir mit Solaris, machen kleine Aufträge und im Gegenzug bekommen wir dafür Fördergeld! Eine ganz tolle Sache” berichtet Thoralf Härtel.

Inhaltlich reicht die Arbeit von der Einführung in Grundlagen der Elektronik, die Entwicklung eigener Schaltungen bis hin zur Programmierung von Microcontrollern und der Erstellung von 3D-Grafiken und Animationen. Jeden Mittwoch treffen sich die Kinder für 3 Stunden, um an ihren Projekten zu arbeiten. Daneben gibt es ein jährliches Spezialistenlager über mehrere Tage sowie Betriebsbesichtigungen und gemeinsame Messebesuche. Der Einstieg in die AG ist dabei immer gleich:

“Los geht es mit Lötübungen”, erzählt Thoralf Härtel. “Das heißt, wie ich einen Draht verzinne, wie man einen Lötknoten, also die Verbindung von 3 Bauteilen miteinander, macht und solche Dinge.” Dabei lernen die Kinder nicht nur den praktischen Umgang mit dem Lötkolben, sondern auch Geduld. “Da wird natürlich ein bisschen Ausdauer gebraucht, weil das dann erstmal geübt wird, bis es funktioniert. Und schön aussieht”, sagt er. Warum schön? “Weil dann die Chance größer ist, dass die Schaltung funktioniert”, erklärt er.

AG Teilnehmer lötet auf einer Lötmatte

Teilnehmende der AG erlernen im ersten Schritt die Grundlagen des Lötens

Außerdem werden immer wieder Schaltungen gebaut, um das Gelernte anwenden zu können. Das sind meist einfache Dinge wie eine Blinkschaltung oder ein Feuchtigkeitsmelder für Blumentöpfe. Der signalisiert über einen Sensor, dass die Pflanze gegossen werden muss. “Damit die Kinder sehen, das was ich hier lerne, kann ich auch anwenden und am Ende funktioniert es sogar.” Zum Abschluss gibt es einen kleinen Test. “Wenn sie es geschafft haben, dann werden sie in die AG aufgenommen, bekommen einen AG-Ausweis und ein kleines Geschenk”, erzählt Thoralf Härtel. “Und ab dem Zeitpunkt können die Kinder wirklich selber bauen, was sie wollen.”

Zur Aufgabe hat man es sich gemacht, Schüler:innen von der 5. Klasse an, in den Bereichen   Elektronik, Computertechnik und Informatik zu fördern. Geändert hat sich daran seit 1976 nichts. Nur die Projekte sind mit der Zeit gegangen.

“Wir hatten damals schon Kontakte zu Unternehmen wie dem Buchungsmaschinenwerk. Die haben uns in Sachen Material ein bisschen unter die Arme gegriffen. Denn zu DDR-Zeiten war es nicht so einfach an Schaltkreise oder LEDs zu kommen. Die waren da einfach Mangelware”, erinnert er sich.

Heute steht oft ein konkreter Anwendungsfall aus dem eigenen Umfeld am Anfang der Planung. Ein digitales Metronom fürs Klavierspielen, eine selbstgebaute Temperaturmessanlage für den Gartenteich oder ein PC-Lüfter, der die Farbe entsprechend der Drehzahl ändern soll. Oder unerwünschte Katzen. “Ein Kleinerer von uns wollte einen Katzenschreck bauen. Zuhause hat die Familie immer Probleme mit der Nachbarskatze, die auf der Terrasse ihr Geschäft macht. Er brauchte etwas, womit sie davon abgehalten wird. Das haben wir gebaut. Über eine Bewegung im elektrischen Feld wurde erkannt, dass die Katze da ist und dann wurde ein Bausatz angesteuert, der ein Hundegebell abgespielt hat. Hat am Ende funktioniert”, berichtet Thoralf Härtel.

Ein Projekt der AG Elektronik zur Teilnahme an Jugend forscht 2008

Manchmal gehen die Projekte sogar ihren Weg bis zu Wettbewerben wie Jugend forscht. Denn je mehr Wissen angehäuft wird, desto komplexer und pfiffiger werden die Entwicklungen. “Wir hatten wir mal Mitglied gehabt, die zu Hause Probleme mit Schimmel in einem Zimmer hatten und dort nach einer Lösung fürs Lüften gesucht hatten. Bedingung war, dass nur dann gelüftet werden sollte, wenn das richtige Verhältnis von Luftfeuchtigkeit und Temperatur drinnen als auch draußen vorliegt”, beschreibt Thoralf Härtel die Ausgangslage. Entstanden ist ein Microcontroller, der alle Werte gemessen und über eine komplexe Formel entschieden hat, Fenster auf oder zu. Am Ende wurde es mit einer Fensterkippsteuerung gekoppelt und war erfolgreich bei Jugend forscht. “Es war eine fertige Lösung, die kostengünstig war und so aussieht, als könnte man das im Laden kaufen”, erinnert er sich.

Egal was die Kinder vorhaben zu bauen, in der Arbeitsgemeinschaft Elektronik-Informatik können sie sich herantasten, um die Dinge zu verstehen. “Und wir haben die Materialien dazu.”

Mentor-Spot Chemnitz – ein Ort voller Technik, Kreativität und Vielfalt

Alex und Vadim von Mentor-Spot erklären, welche Projekte es bei ihnen alles gibt.

Die Projektmitarbeitenden betreten den Mentor-SpotLäuft man die Fußgängerzone des Brühls entlang, spürt man die Belebung des ehemals fast ausgestorbenen Straßenzugs nahe des Chemnitzer Zentrums. In vielen Schaufenstern ehemaliger Ladengeschäfte scheinen neue Ideen zu wachsen. Unmittelbar gegenüber der Rosa-Luxemburg-Grundschule wird man von kleinen 3D-gedruckten Robotern begrüßt. Wir gehen hinein und treffen auf 20 Kinder und Jugendliche. Sie arbeiten zusammen mit Vadim und Alex, ihren Mentoren, an verschiedenen Aufgabenstellungen. Es herrscht eine wunderbar offene Atomsphäre. Die Kinder sprechen unterschiedliche Sprachen – Ukrainisch, Russisch, Englisch oder Deutsch – das ist völlig egal.

Wir gehen einen Raum weiter. Dort stehen Serverschränke, 3D-Drucker, Laptops – die Produktionshalle des Mentor-Spots. Hier entstehen Prototypen, die von den Kids entwickelt werden – wir kommen ins Gespräch mit Alex. Er beschreibt uns was der Mentor-Spot ist:

Die Projektmitglieder kommen mit Alex von Mentor-Spot ins Gespräch„Der Verein Integrations- und Kulturzentrum Kolorit e.V. betreibt die Initiative Mentor-Spot. Im Rahmen dieser findet eine Community-Arbeitsgemeinschaft regelmäßig wöchentlich an Samstagen statt, die Raum für kreative Ausdrucksmöglichkeiten im digitalen Zeitalter den Kindern und Jugendlichen ermöglicht. Ein großer Themenbestandteil der Community Mentor-Spot ist die Medienkunst, Kreative Gestaltung mit digitalen Medien, politische Medienbildung, Integration und Teilhabe, kollaboratives Lernen und Teamarbeit, Präsentation und Ausstellung.

Das Angebot richtet sich an Kinder und Jugendliche im Altersspektrum von etwa 6 bis 18 Jahren. Teilnehmende lernen die Grundlagen der digitalen Kunst und Medienwerkzeuge kennen, einschließlich der Arbeit mit Hardware wie Notebooks, Tablets, 3D-Druckern, Virtual Reality-Brillen und Robotertechnik-Bausätzen. Sie werden für wichtige Aspekte der Medienlandschaft wie Hate Speech, Fake News und Dark Social sensibilisiert und lernen, eigene künstlerische Projekte zu realisieren. Des Weiteren entwickeln sie soziale Kompetenzen und Teamarbeit durch Gruppenprojekte und stärken ihre Präsentations- und Kommunikationsfähigkeiten.

Inklusion und Integration sind wichtige Bestandteile der Community. Die Community besteht aus mehrsprachigen Mitgliedern. Um eine barrierefreie Kommunikation zu gewährleisten, sind stets mehrsprachige Mentoren vor Ort, und es wird besonders viel Wert auf die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund und aus sozial benachteiligten Familien gelegt.“

Verschiedene Sprachen auf einem LaptopDie beiden Mentoren sind Studenten, investieren einen Großteil ihrer Freizeit und eine Menge eigenes Geld in ihr Herzensprojekt – der Mentor-Spot soll wachsen und sich irgendwann aus Mitgliedsbeiträgen und durch kleine Aufträge tragen. Der Weg dahin ist weit, aber die beiden sind entschlossen diesen Weg zu gehen.

Die MINTsportREGION findet die Initiative phantastisch und hat sich deswegen bereit erklärt, 2 Laptops aus Projektmitteln zu finanzieren. Wir sind davon überzeugt, dass hier MINT Förderung betrieben wird, die bei den Jugendlichen ankommt. Davon durften wir uns selbst bei der Übergabe der Förderung überzeugen. Ein Vorzeigeprojekt!